Rückspiegel 10 vom 12. September 2007
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Moin moin!
For our English speaking friends: Abstract in English at the end of the German part.
In diesem Bericht:
Walhaie im Ningaloo Reef, Carnarvon, Kalbarri, Arbeiten auf der Schaffarm, Dubai, Hamburg
Wie doch die Zeit vergeht… Der letzte Reisebericht haben wir aus Exmouth geschrieben, kurz bevor wir ein bisschen Schnorcheln gingen.
Sibil erfuellte sich einen lang gehegten Traum: Schnorcheln mit Walhaien.
Der Wunsch, mit Walhaien zu Schwimmen, entstand als sie als kleines Mädchen (Jögi!) im Tauchbuch ihres Vaters einen Taucher mit einem Walhai schwimmen sah. Heute war nun also der Tag an dem sich ihr Traum erfüllen sollte.
Wir waren den ganzen Tag auf einem Boot, das uns zum Ningaloo Reef brachte und dort waren sie dann: Walhaie, die bis zu 10 Meter lang waren. Wir wurden vorerst vom Tourguide instruiert und dann waren wir auch schon im Wasser und schwammen Seite an Seite mit diesen wunderbaren Tieren.
Das Foto im Anhang haben wir mit unseren eigenen Kamera geschossen und ist nicht wie von Sibil’s Schwester angenommen aus dem Internet gezogen worden!
Dieses Erlebnis war wohl eines der grossartigsten im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kondition, die wir durch das Velofahren angestrampelt hatten, zahlte sich aus: Am Schluss des Tages waren Bruno und Sibil noch die beiden einzigen, die mit dem Tempo des Walhais mithalten konnten. Der Rest der Gruppe machte schlapp. Hi hi.
Weiter ging es nach Coral Bay, einem kleinen Ort direkt am Meer. Alles was man dort machen kann ist schnorcheln. Leider waren grad Schulferien und das kleine Dörfchen platzte aus allen Nähten. Wir fanden weder einen Campingplatz noch sonst was zum Übernachten. Grad als wir uns auf den Retourweg machen wollten, kam eine Frau mit Kinderwagen zu uns und fragte, ob wir am Gehen oder am Kommen seien. Wir meinten: “Beides”. Sie stellte sich als Managerin einer der Campingplätze vor und meinte, dass wir mal mit ihr mitkommen sollten. Sie hätte heute ihren freien Tag, aber sie würde für uns ganz bestimmt noch einen Platz finden. Gesagt, getan.
Leider war das Wetter in den kommenden Tagen derartig schlecht, dass wir ohne zu schnorcheln Coral Bay wieder verliessen.
Bis nach Carnarvon ist es noch ein weiter Weg und sehr wüstenhaft. Wir füllten unsere Wasserflaschen und kämpften uns mit anfänglichem Gegenwind Richtung Süden.
Unterwegs übernachteten wir einfach irgendwo am Strassenrand im Bush, was wir eigentlich am liebsten machen. Dort hat man seine Ruhe und den besten Blick auf den gigantischen, atemberaubenden Sternenhimmel.
Das Ankommen in Carnarvon war wie die Einfahrt ins Schlaraffenland. Hier, mitten im Nichts, wachsen allerhand Früchte und Gemüse, wie zum Beispiel: Bananen, Orangen, Grapefruit, Tangelos, Peperoni, Gurken, Mandarinen, Mangos (waren aber grad nicht Saison) etc. etc.
Auf dem Campingplatz Marloo, der vorwiegend von Grey Nomads, meist für ein paar Monate am Stück, bewohnt wird, fanden wir ein nettes Zeltplätzchen.
Von allen wurden wir bemuttert und verwöhnt. So wurden wir von den Pensionären zum Bingoabend oder zur Weihnachtsfeier im Juli eingeladen. Erst dachten wir, dass dies wohl ein Scherz sein muss! Eine Weihnachtsfeier im Juli? Wir staunten nicht schlecht, als wir nen richtigen Samichlaus und all’ die dekorierten Tische sahen. Wir sangen Weihnachtslieder und es gab Braten und Kürbis. (http://en.wikipedia.org/wiki/Christmas_in_July)
Unter der Woche kümmerten sich alle rührend um uns: Man brachte uns frischen Fisch, strickte uns Halstücher und gab uns selbst Eingemachtes mit auf den Weg. Als wir uns von ihnen verabschiedeten standen sie alle am Wegesrand, klatschten und jubelten.
Unser nächstes Ziel ist Kalbarri. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Tiere (ausser Ziegen) haben wir im Westen nicht mehr so oft gesehen. Ganz selten erspähten wir ein Känguruh oder auch mal ein Emu. Doch dafür haben wir mehrere Thorny Devils gesehen, siehe Foto im Anhang.
In Kalbarri gibt es eine grosse Touristenattraktion: Pelikane füttern! Da Bruno so begeistert ist von diesen Vögeln, mussten wir dort jeden Tag hingehen. Wir hatten ja genügend Zeit, das Wetter war mehrheitlich regnerisch und stürmisch und so blieben wir auch da ein paar Tage und warteten auf besseres Wetter. Als es wieder sonniger wurde, wagten wir uns zum Nature’s Window im Kalbarri Nationalpark. Die Strasse wurde wegen des Unwetters geschlossen. Zum Glück hatten wir kein Gepäck dabei. Die gut 60 km auf der Sandpiste waren nicht so vergnüglich. Wir wurden dafür mit einer einzigartigen Aussicht belohnt.
Langsam aber sicher geht unser Australienaufenthalt dem Ende entgegen und wir müssen uns Gedanken über die Rückreise nach Europa machen. Wo verpacken wir unsere Fahrräder, die wir per Fracht nach Hamburg vorausschicken? Wo bekommen wir Kartons etc. etc.
Und wie es so ist auf Reisen: Auf der nächsten Rest Area trafen wir auf Len und Barbara aus Perth, die uns nach zehn Minuten small talk spontan zu sich nach Hause einluden. Wir können da alles erledigen und ein paar letzte Tage in Perth verbringen.
Auf einmal waren all’ unsere “Probleme” auf einen Schlag gelöst! Len organisierte uns sogar noch Kartons von einem Fahrradgeschäft.
Perth umfuhren wir vorerst grosszügig und fuhren durch das Hinterland, was uns auch sehr gut gefiel, nach Wandering zu Steve und Marie. Sie besitzen eine Farm mit 10’000 (!) Merino-Schafen! Eigentlich wollten wir nur ein oder zwei Tage bleiben, doch es kam anders: Auf einer Schaffarm gibt es immer stressige Zeiten und weniger stressige Zeiten. Wir hatten Glück: Es war richtig was los und wir wurden auch gleich eingespannt und konnten tatkräftig mithelfen.
Crutchen war angesagt. Das heisst frei übersetzt: “Schaffüdli scheren”. Damit später keine Fliegen ihre Eier ablegen können, wird rund ums Füdli alle Wolle entfernt. Das geht ruckzuck. Sibil und Bruno waren dafür zuständig, dass immer genügend Schafe bereit standen. Dazu mussten wir sie durch einen engen Kanal treiben. Hört sich einfach an, ist es aber nicht: Schafe können sich extrem störrisch verhalten…
Nach einer Woche waren wir nudelfertig und unsere Hände schmerzten richtiggehend vom Schafe anpacken. Es gibt auch den einen oder anderen Trick, wie man das Schaf zum Vorwärtsgehen animieren kann… wollen wir hier nicht näher erleutern. grins.
Sibil kochte zwischen dem Crutchen für die ganze Mannschaft Znüni, Zmittag, Zvieri und Znacht, was alle sehr schätzten. Diesmal hat’s auch mit der Flädlisuppe geklappt.
Die Woche auf der Schaffarm war wohl die strengste Woche der ganzen Velotour. Aber auch gleichzeitig sehr eindrücklich und interessant. Nun schätzen wir unsere Merino T-Shirts noch mehr als zuvor und wir wissen auch, wieviel Arbeit in einem T-Shirt steckt.
Nun war die Zeit um in Australien. Wir konnten bei Len und Barbara unsere letzten paar Tage verbringen und schon waren wir im Flieger Richtung Dubai.
In Dubai angekommen, erlitten wir fast einen Hitzeschlag: Es war ca. 46°C heiss. Als Sibil ihr Thermometer raushängte und die genaue Temperatur messen wollte, “jagte” es dem Thermometer den Zeiger ab. Es war einfach zu heiss…
Wir konnten bei Rebecca, unserer ehemaligen WG-Kollegin, die jetzt in Dubai arbeitet, wohnen. Sie zeigte uns die Stadt, all’ die leckeren Restaurants und schönen Bars. Eine richtig gute Zeit hatten wir mit Rebecca. In die Ferien würden wir jedoch niemals nach Dubai. Zu Weltfremd erschien uns alles, was es da gab.
Nach fünf Tagen flogen wir weiter nach Hamburg und machten uns wieder bereit für den letzten Abschnitt der Velotour: Die Rückreise in die Schweiz.
In den ersten paar Tagen vermissten wir die australischen Lebensstil ganz deutlich. Wir waren nun keine Mates mehr und niemand will mehr wissen, wie’s uns geht.
Nach einer Woche haben wir uns wieder dran gewöhnt und freuen uns nun tierisch auf Deutschland, das wir nun schon zum dritten Mal von Süd nach Nord bzw. Nord nach Süd durchradeln.
In Celle gab es dann noch ein Wiedersehen mit Sibil’s Mami, die per Zufall dort ihre Ferien verbringt. Sie brachte uns Rivella, das ja bekanntlich von Sportlern getrunken wird. Lach…
Auf die Frage, wann wir wohl zu Hause ankommen werden, können wir folgende Antwort geben:
Wenn das Wetter sehr schlecht wird: Sehr bald.
Wenn das Wetter gut bleibt, wird es ca. Mittte Oktober sein.
Fragen und Antworten
Auf was freuen wir uns am meisten zu Hause:
Sibil: Auf meine Schwester.
Bruno: Obwohl es im Zelt ja sehr heimelig ist, ich freu mich auf ein Zimmer mit richtigem Bett.
Das hat mir gefallen:
Sibil: Die Arbeit auf der Schaffarm war einmalig.
Bruno: Fand ich auch.
Unsere bisherige Reiseroute:
Ebertswil (CH) – Donaueschingen (D) – Ulm – Regensburg – Passau – Wien (A) – Bratislava (SK) – Trencin – Piestany – Komarom (H) – Esztergom – Budapest – Baja – Sombor (YU) – Novi Sad – Belgrad – Nis – Gevgelia – Thessaloniki (GR) – Rhodos – Faliraki – Limassol (CY) – Lefkosia – Girne – Tasucu (TR) – Adana – Elazig – Tatvan – Van – Tehran (IR) – Sydney (AU) – Katoomba – Newnes – Crookwell – Goulbourn – Braidwood – Bateman’s Bay – Eden – Genoa – Lakes Entrance – Bairnsdale – Sale – Port Albert – Tidal River – Foster – Leongatha – Cowes – Melbourne – Devonport – Miena – Hobart – Bruny Island – Freycinet NP – Bay of Fires – Mount William NP – Bridport – Devonport – Melbourne – Apollo Bay – Mt Gambier – Keith – Adelaide – Coober Pedy – Flinders Ranges – Alice Springs – King’s Canyon – Katherine – Darwin – Hall’s Creek – Fitzroy Crossing – Broome – South Hedland – Karijini National Park – Tom Price – Paraburdoo – Nanutarra – Exmouth – Coral Bay – Carnarvon – Kalbarri – Geraldton – Cervantes – Dandaradang – Northam – York – Beverley – Pingelly – Wandering – Perth – Dubai (UAE) – Hamburg (D) – Lüneburg – Soltau – Celle
Etwas für Zahleninteressierte:
Anzahl Tage unterwegs: 512
Kilometer: 11’300
Geplante Weiterreise:
Saale Radweg – Donau – Schweiz
Tschüssikowski!
Sibil Kurtz und Bruno Holliger
Abstract in English
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Sibil’s English teacher Kathrine said that her most impressive experience was patting a tiger in Thailand. We think, we bet her: Swimming with Whalesharks was overwhelming. Kathrine, are you jealous? He he he… We did this in Exmouth at Ningaloo Reef NP.
We rode all the way to Carnarvon which was like an oasis in the middle of the desert. Before we got food poisoning caused by fresh fruits, we went on to Kalbarri. Unfortunately, the weather turned really bad and it was not possible to visit the Nature’s Window in the Kalbarri National Park. We had to wait and spent our time with pelican feeding at the foreshore, which was officially allowed.
We also went to the Seahorse Sanctuary to see how they breed Seahorses for pet shops. Yes, you guessed right: Now, Sibil wants a Seahorses for Christmas…
On our way down South, we usually slept in the bush somewhere in the whoop-whoop. Stargazing was one of our leisure activities, we enjoyed the most at night time.
Once, we had an experience with an unknown spider, which suddenly came out of a hole in the ground. The hole was exactly in front of the entrance of our tent. We put a stick in it during night time and removed it in the morning. Just to be sure…
We spent the last week in Australia on Steve and Marie’s sheep farm in Wandering. We helped them crutching the sheep and Sibil was cooking meals for the whole crew. This was a great experience, but very hard work! Our fingers hurt for weeks! Now we appreciate our Merino shirts even more! But we know for sure, we don’t want a sheep for christmas, except it’s already a t-shirt…
We got an invitation from Len and Barbara from Perth to spend the last few days at their place in Jandakot. We prepared our bicycles for transport by freight to Hamburg, which was very easy to do in their garage.
Len and Barbara: Thank you so much for your help and hospitality!
Now we are in Germany and ready to ride back home to Switzerland.
If the weather’s good like today, it’ll take us another month to Switzerland. If the weather turns bad, we are home sooner…
Tschüssikowski!
Sibil Kurtz und Bruno Holliger