CleverPegOnTour.ch

Kontiki und Paulchen sind diesmal nicht dabei

Rückspiegel 5 vom 7. Oktober 2006

Rückspiegel 5 vom 7. Oktober 2006
=================================

In diesem Bericht:

Die letzte Woche in Tehran, Ankunft in Sydney, Treffen mit Rolf, unser Apartment in Sydney

G’day mate!

Nun sind wir etwas mehr als einen Monat in Australien. Unsere Erlebnisse in den letzten paar Tagen in Tehran wollen wir euch aber nicht vorenthalten.

Die naechste Geschichte ist nichts fuer schwache Nerven: Wir wurden in eine iranische Familie zur Einweihung des neu erworbenen Autos eingeladen. Um 18 Uhr ging die Feier los. Als wir eintrafen waren schon alle Gaeste im Vorgarten versammelt. Darunter befand sich auch ein Mann mit einem scharfen, sehr scharfen Messer und ein brauner Schafbock. Wie die Geschichte weitergeht, koennt ihr euch ja vorstellen. Oder nicht? Dann lest hier weiter:

Der Bock wurde vom Vorgarten auf das Trottoir gefuehrt und ratz-fatz mit einem Schnitt die Kehle durchgeschnitten. Mit dem noch ganz frischen Blut, das auf den Gehsteig stroemte, wurde dann das neue Auto eingeweiht. Alle vier Raeder und die Motorhaube wurden mit Blut bestrichen. Danach wurde das Tier an den Hinterbeinen am naechsten Baum aufgehaengt, das Fell abgezogen und fachmaennisch zerlegt.

Im Vorgarten wurde unterdessen ein grosser Teppich ausgebreitet. Alle setzten sich darauf, zerkleinerten das frische Fleisch und machten Spiesse, die dann auf kleinen Feuerstellen gegrillt wurden. Zuerst gab es Leber, Nieren und dann das Herz. Natuerlich mussten wir als Gaeste alles probieren. Kaum hatten wir einen Spiess fertig, drueckte man uns schon den naechsten in die Hand. Es schmeckte uns sehr gut. Zwischendurch wurde die Wasserpfeife rumgereicht an welcher sich Bruno genuesslich ein paar Zuege goennte. Blubber-blubber-blubber!

Als wir von den ganzen Innereien schon ziemlich satt waren, gab es dann ganz zum Schluss noch die Filet und Rips. Quasi als Dessert.

Waehrend dem ganzen Abend gesellten sich immer mehr Familienangehoerige dazu und andere gingen wieder. Ein Kommen und Gehen. Es ist im Iran ueblich dass man zur Begruessung und Verabschiedung aufsteht. So waren wir immer in Bewegung.

Ein sehr eindruecklicher Abend, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Natuerlich waren wir im Iran nicht nur Gaeste, sondern auch Gastgeber. So luden wir die Familie auch zu uns ein und kochten ihnen eine Variation von typischen Schweizergerichten. Das Menue bestand aus Flaedlisuppe, Roesti mit Spiegeleiern, Hoernli mit Ghacktem und Apfelschnitze und zum Dessert eine Goetterspeise.

Zu unserem Erstaunen fand die Flaedlisuppe ueberhaupt keinen Anklang. Die Flaedli fanden sie alles andere als gut. (Wer jetzt an Sibil’s Kochkuensten zweifelt, der ist jederzeit herzlich zu einer Flaedlisuppe eingeladen, um zu ueberpruefen, wie supermegagenialgut die schmeckt!)

Unsere Zeit in Tehran neigte sich langsam dem Ende zu und wir mussten unsere Ausruestung und Velos fuer Australien sauber putzen und flugzeugtauglich verpacken. Es ist unglaublich wie viel Material wir dabei haben und das, obschon wir schon zweimal unsere gesamte Ausruestung aufs “Noetigste” reduziert haben.

Die Reise nach Sydney ueber Dubai und Bangkok verging dank Boardunterhaltung wie im Flug. In Sydney angekommen, stieg die Spannung: Wird unser elektronisches Visum angenommen? Ist unsere Ausruestung genug sauber? Und bestehen wir die Gesichtskontrolle? smile.

Wir legten am Schalter der Immigration unser Paesse hin und Frau Zoller machte ohne Murren einen Stempel ins rote Buechlein. Scheint alles in Ordnung zu sein. Jetzt kommt die naechste Huerde: Gepaeckkontrolle.

Australien ist sehr streng was das Einfuehren von Lebensmitteln und sonstigen organischen Stoffen betrifft. Das erklaert die ganze Putzerei unseres Equipments im Vorfeld. Da wir uns sicher waren, dass unsere Ausruestung sauber ist, standen wir beim Ausgang an. Doch Herr Zoller fand dann, dass sie schon noch gerne einen Blick in die grossen Kisten werfen moechten. Wir reihten uns in die andere Schlange ein. Dort wartete bereits ein Team von drei Personen auf uns und nahm sich unserem Gepaeck an. Man merkte: Sie verstehen ihr Fach und sie wollten immer genau das sehen, was normalerweise sicher verdreckt ist. Zum Beispiel: Heringe, Veloreifen, Schutzbleche, Stuhlfuesse (Ja, richtig, die Dreibeinhocker gehoeren zur allernoetigsten Ausruestung!) etc. Doch alles blitzte und strahlte, sah aus wie neu. Wir hatten einen Heidenspass mit den Kontrolleuren.

Nun waren wir also “drin”. Der Zufall wollte es, dass zur gleichen Zeit auch Rolf, der angeheiratete Cousin von Sibil geschaeftlich in Sydney war. Zusammen mit Rolf und Linda (Rolf’s Arbeitskollegin) machten wir die Stadt unsicher. An dieser Stelle herzlichen Dank fuers Rivella, welches Rolf uns aus der Schweiz mitbrachte. Wir haben in Sydney unsere Ausruestung zum dritten Mal aufs “Noetigste” reduziert. Die uebriggebliebenen Sachen konnten wir Rolf mit nach Hause geben. (Die Dreibeinhocker gaben wir natuerlich nicht mit!)

Bevor unsere Schule beginnt, wollten wir noch einen Ausflug in die Blue Mountains unternehmen. Doch das Wetter spielte nicht mit. Es regnete ununterbrochen und in den Blue Mountains lag sogar Schnee! So blieb uns nichts anderes uebrig, als noch etwas laenger in der Stadt zu bleiben. Hier in Sydney kuendigt sich ein Regen nicht mit ein paar Tropfen an, sondern es schuettet gleich aus Kuebeln und das stundenlang.

Nebst dem Kulturschock, den wir hier erlebten, hatten wir nun auch einen Wetterschock. Nach einer Woche wollten wir es aber wissen, wir konnten uns nicht mehr zurueckhalten. Wir packten unsere Raeder und just in dem Moment als wir abfahren wollten, fing es wieder an zu regnen. Wir stellten die Velos wieder hin, setzten uns vor das Backpacker unters Dach und warteten auf besseres Wetter. Der Besitzer hatte verbarmen mit uns, entschuldigte sich fuer das schlechte Wetter und bot uns eine Gratis-Nacht an. Das Angebot war verlockend, wir schlugen es jedoch dankend aus.

Bis Berowra fuhren wir mit dem Zug um dem groebsten Verkehr zu entfliehen. Eigentlich dachten wir, dass ganz Australien flach ist (abgesehen vom Stein in der Mitte) und man einfach so dahincruisen kann. Doch dem ist nicht so: Im Gegenteil! Wir machten in diesen fuenf Tagen mehr Hoehenmeter als auf der bisherigen Tour. lach! Das gibt Waedli!

Zeltplatz MtWhit Bruno

Im Bouddi National Park schlugen wir unser Zelt in unmittelbarer Naehe zum Meer auf. Ausser rolligen Truthaenen war niemand da. In der Nacht haben wir fast kein Auge zu getan, weil das Rauschen des Meeres so laut war. Ein voellig neues Geraeusch!

Putty Beach

Kaum war es Tag, war auch der Truthan wieder da und versuchte im Vorzelt einen Packsack zu begatten. Netter Wecker!

Wir schnappten die Dreibeinhocker und setzten uns an den Strand und assen Fruehstueck. Der Ausblick war atemberaubend!

Mit dem Velo fuhren wir dann bis nach Newcastle und nahmen den Zug nach Sydney. Ach ja: Velos werden hier ausserhalb der Stosszeiten gratis transportiert.

Am 18.09. war unser Apartment in der Unilodge zum Bezug bereit. Hier wohnen wir bis Mitte Dezember und besuchen das Sydney College of English. Unser Woehnigli ist perfekt: Grosser Balkon, wo wir (verbotenerweise) unsere Velos abstellen, grosse Gemeinschaftskueche, wo man einander in die Toepfe schauen kann und so neue Kontakte knuepft, naher Schulweg; in drei Minuten sind wir beim Schulhaus, naher Supermarkt mit Multiplex-Kino direkt vis-a-vis und Internetanschluss-Steckdose.

Die Steckdose fuers Internet ist ja da: Schoen und gut. Aber wir hatten nichts, was wir einstecken konnten. Wir reisen ja bekanntlich ohne technischen Schnickschnack. Fuer die naechsten drei Monate waere es ja schon noch laessig, einen eigenen PC zu haben. In der Abfallgrube der Unilodge wurden wir eines Tages auch fuendig! Lag da doch ein Computer! Jedoch in erbaermlichem Zustand. Das war die perfekte Aufgabe fuer Bruno. Wir schnappten uns die Tastatur und das Gehaeuse. Im Businesscenter der Unilodge sahen wir alte Bildschirme rumstehen. Fragen kostet nichts und so kamen wir zu einem alten Bildschirm. Die restlichen Kleinteile wie Harddisk, Batterie und Netzkarte durfte ich einem defekten Computer entnehmen. Das Betriebssystem in Form von Linux kann man sich einfach vom Internet herunterladen.

Nun haben wir einen wirklich guten Internetcomputer im Zimmer. Und das fuer lau.

In dieser Abfallgrube fanden wir unter anderem auch noch einen Waeschestaender und ein paar Heftli. Ein Besuch lohnt sich immer!

Da wir jetzt etwas laenger (sprich bis 15. Dezember) sesshaft sind, haben wir eine Adresse:

Mrs Sibylle Kurtz
Mr Bruno Holliger
Unilodge Apartment Nr 2130
185-211 Broadway
Ultimo NSW 2007
Australia

(Aeh, diese Adresse ist einfach zur Information… lach!)

Am 22. Oktober werden wir mit ein paar anderen am Sydney Spring Cycle-Event teilnehmen. http://www.springcycle.com.au/

Fragen und Antworten

Mein Lieblingssatz in Englisch:

Sibil: To talk on the big white telephone.
Bruno: The lights are on but no-one’s home.
(Fuer die Uebersetzung einfach ein Mail schicken…)

Was vermissen wir?

Sibil: Unterdessen habe ich gemerkt, dass nicht nur meine 1L Siggflasche liegen geblieben ist, sondern auch meine ueber alles geliebte Holcim-Sigg-Flasche. Die mich seit ueber fuenf Jahren begleitet hatte.
Bruno: Nichts. Wir haben sogar einen Computer hier, einfach genial!

Das gefaellt mir:

Sibil: Helmpflicht fuer Velofahrer. Die Lehrerin hat gesagt, man soll so oft wie moeglich ins Kino gehen!
Bruno: Unser perfekt gelegenes Apartment in unmittelbarer Naehe zur Schule und zum Einkaufszentrum.

Das ist mir aufgefallen:

Sibil: Hier bin ich nicht mehr allein mit meinen Crocs-Schuhen. Crocs sind hier der letzte Schrei! Ich trage nun meine Crocs seit ueber einem Jahr fast taeglich und sie stinken immer noch nicht! GRINS! Diese Teile sind der Hammer!

Sibil im Crocsladen
Bruno: Das Geld ist aus Plastik, sieht lustig aus und wird immer so schnell weniger. Es ist hier etwa gleich oder etwas teurer wie in der Schweiz.

Unsere bisherige Reiseroute:

Ebertswil (CH) – Donaueschingen (D) – Ulm – Regensburg – Passau – Wien (A) – Bratislava (SK) – Trencin – Piestany – Komarom (H) – Esztergom – Budapest – Baja – Sombor (YU) – Novi Sad – Belgrad – Nis – Gevgelia – Thessaloniki (GR) – Rhodos – Faliraki – Limassol (CY) – Lefkosia – Girne – Tasucu (TR) – Adana – Elazig – Tatvan – Van – Tehran (IR) – Sydney (AU)

Etwas für Zahleninteressierte:

Anzahl Tage unterwegs: 173
Regen an Radeltagen: 3 (seit 18. April 2006)
Kilometer: 3990 (gewuenscht von Mami Kaethi)

Geplante Weiterreise:

? (Fuer Ideen und Anregungen sind wir jederzeit offen…)

Cheers

Sibil Kurtz und Bruno Holliger

Translate »