Rückspiegel 7 vom 20. April 2007
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G’day mate!
For our English speaking friends: Abstract in English at the end of the german part.
In diesem Bericht:
Tasmanien
Unser naechstes Abenteuer steht vor der Tuer: Die Ueberfahrt mit der grossen Faehre nach Tasmanien. Obwohl der Wellengang sehr gemaechlich war, reichte es aus, dass es Sibil schlecht wurde. Zum Glueck hatten wir noch die Reisetablettli dabei, die eigentlich fuer Bruno gedacht waren, welche Sibil dann gerne einnahm. Die Ueberfahrt dauerte einen ganzen Tag.
In Devonport angekommen, trafen wir wie abgemacht Christian aus dem http://www.rad-forum.de/ . Von ihm erhielten wir wertvolle Tipps und eine Landkarte, auf der er alle Ortschaften markiert hat, in denen es was zu essen gibt. Sehr wertvoll fuer RadlerInnen! Nochmals herzlichen Dank dafuer!
Waehrend den Vorbereitungen fuer Tasmanien stiess Sibil auf das Buch “Tasmanian Trail” (http://www.tasmaniantrail.com.au/). Dieses Buch beinhaltet eine Wegbeschreibung querfeldein von Devonport nach Dover. Dieser Trail ist vorallem fuer Wanderer/(Wanderinnen?), ReiterInnen und MountainbikerInnen gedacht. Naja, wo ein Mountainbike durchkommt, da kommen wir sicher auch mit unseren Tourenvelos durch!
Da der Weg oft durch Weiden, Waelder und auf Privatstrassen fuehrt, die mit Barrieren geschlossen sind, kann man in Latrobe in der Milkbar (Mmmh, Milkbar!) einen Schluessel fuer alle Tueren und Tore gegen eine Gebuehr von AUD 10.– ausleihen.
Im Besitz des Schluessels zum Tasmanian Trail, starteten wir die grosse Velotour. Die Feldwege waren zum Teil doch sehr “rough”. An einer Stelle mussten wir einen Fluss ueberqueren, weil es keine Bruecke gab. Wir koennten jetzt sagen, dass der Fluss grausam tief und reissend war, aber eher das Gegenteil war der Fall. Knietief und nach 10 Minuten Gewoehnungsphase angenehm in der Waerme. Der Anstieg nach der Flussueberquerung war dann etwas muehsamer. Wir mussten die Gepaeckstuecke einzeln den Berg hochtragen, weil der Trampelpfad so steil war, dass wir die Velos inklusive Gepaeck schiebend nicht hochbrachten.
Das Wetter auf Tasmanien (etwas groesser als die Schweiz) war wie vorhergesagt eher kuehler. Wir gingen ja auch nach Tassie, wie es liebevoll genannt wird, um der heissesten Zeit im Sueden von Australien zu entfliehen. Dass wir dann aber auf dem Hochplateau, welches auf 1’000 Meter ueber Meer liegt, fast verfrieren, haetten wir uns nicht gedacht. Am Morgen hatten wir gerade noch 2 Grad Celsius im Zelt. Auf Tassie muss man zu jeder Jahreszeit mit jedem Wetter rechnen. Zum Glueck hatten wir genug warme Sachen dabei.
Tagsueber hatten wir auf dem Hochplateau etwas ueber 8 Grad Celsius. So sind wir dann dick eingemummelt, mit Handschuhen und Kappen ausgeruestet, weitergefahren. Trotz dem immer wieder einsetzenden Regen und der Kaelte waren die Tage auf dem Hochplateau ein absolutes Highlight. Die Landschaft hat uns sehr beeindruckt. Mit unserem Schluessel konnten wir Gatter und Tore oeffnen, wo sonst keine Autos durchfahren duerfen und waren so alleine auf weiter Flur.
Hier auf Tasmanien herrscht zwar auch Wassermangel aber dennoch fuehren viele Fluesse Wasser, das wir trinken konnten.
In Ellendale, einem kleinen Doerfchen kauften wir uns einen Pie im General Store. Die aeltere Frau vor uns bezahlte ihren Einkauf, ging raus und stuermte kurze Zeit spaeter wieder ins Geschaeft. Sie wollte alles ueber unsere Fahrraeder wissen. Sie haette vor kurzem ein Faltrad gekauft und wir muessten dies unbedingt anschauen kommen. Ok, gesagt getan. Sie zeigte uns mit einer Freude ihr Faltrad und wir durften von ihrem Apfelbaum ein paar Aepfel fuer die Weiterreise pfluecken. Wir “gigeletten und gageletten” noch eine Weile und hatten es lustig. Waehrend dem Gespraech sagte sie uns, dass sie Schauspielerin waere, aber von diesem Starrummel nichts mehr wissen will.
Wir fanden dann heraus, dass sie eine beruehmte australische Schauspielerin ist. Aber fuer uns ist sie einfach “Crazy Jude” mit dem Faltrad. Schon interessant, was man fuer Leute trifft.
Weiter ging es zum Mt. Field Nationalpark, wo wir die beruehmten Russell- und Horseshoe-Falls besuchten. Es hiess, dass es hier Gluehwuermchen gibt. So machten wir uns zu einer Mitternachtswanderung auf und tatsaechlich leuchtete es da und dort!
Wir fuhren weiter Richtung Sueden nach Hobart und Bruny Island. Auf Bruny Island kommt man mit einer Faehre, die fuer RadfahrerInnen hin und zurueck nur AUD 3.– kostet. Auto mit grossem Wohnwagen kostet zum Vergleich AUD 80.–. Das nennt man radfahrerfreundlich!
Auf Gravelroads fuhren wir zum Cape Bruny, wo wir eigentlich nur zwei Tage haetten bleiben koennen, weil unser Wasser nicht fuer laenger reichte. Ein Camper schenkte uns grosszuegigerweise einen ganzen Kanister Wasser, weil er diesen nicht mehr brauchte. So verlaengerten wir unseren Aufenthalt im Paradies um weitere zwei Tage! Auf der Leuchtturmwanderung trafen wir wieder auf unsere Freunde, die mit Auto unterwegs waren und die wir immer und immer wieder irgendwo per Zufall trafen. Sie kamen uns spaeter noch besuchen und schenkten uns Aepfel. Tasmanien ist das Apfelland von Australien!
Weiter ging es auf die andere Seite der Insel: In Adventure Bay buchten wir eine Bootstour, die wir allen wirklich empfehlen koennen! Wir sahen Delphine, Seeloewen, Kormorane und viele andere Voegel. Blowholes, Hoehlen, hohe Klippen und einmalige Kuestenlandschaften zogen uns in ihren Bann.
Die Fahrt war alles andere als ruhig! Es schuettelte und ruettelte und der Kapitaen zeigte, was man mit 750 Pferdestaerken auf See machen kann. Die zwei Gingertablettli, die vor dem Beginn verteilt wurden, verfehlten ihre Wirkung bei Sibil und sie musste einmal mehr zu Bruno’s Reisetablettli greifen. LACH!
Nach Bruny Island fuhren wir zurueck nach Hobart und weiter nach Richmond, wo wir dank dem Reisebericht von Michaela und Pascal wussten, dass es dort eine gute Baeckerei gibt. Frisch gestaerkt fuhren wir zum Freycinet Nationalpark. Im Reisebericht stand ebenfalls die Telefonnummer von Kirk, dem Mann mit dem Boot, der uns von Point Bagott (oestlichster Punkt der Landzunge von Swansea) abholte und ueber den Fluss fuhr. Im Verhaeltnis Kosten/Dauer war das die wohl teuerste Bootsfahrt, die wir je unternommen haben. Es kostete uns AUD 30.– und dauerte etwa eine Minute, war aber total laessig. Auf diese Weise mussten wir nicht auf dem Highway zweimal die gleiche Route fahren.
Wie weiss man, dass es die naechsten Kilometer garantiert flach ist? – Wenn einem am Samstagmorgen viele RennradfahrerInnen entgegenkommen! (Ueberholen tun sie selten…! LACH!)
Vor unserer Reise nach Tasmanien wurden wir immer wieder gewarnt, wie huegelig es in Tasmanien sei. Die Tour auf dem Tasmanian Trail war schon ziemlich huegelig, wuerde man aber die Reise mit einem Menu vergleichen, sind wir nun beim Dessert angelangt: Die Ostkueste ist flach und wunderschoen, weil man oft am Meer entlang fahren kann und einem die hohen Buesche, die oft an der Kueste wachsen, nicht die Sicht versperren.
Im Freycinet Nationalpark machten wir eine Wanderung zur weltberuehmten Wineglass Bay. Das bitterkalte Wasser konnte Sibil nicht davon abhalten einen Schwumm im klarsten Wasser, das wir je gesehen haben, zu machen. Es war sehr erfrischend! Sie liess sich im schneeweissen Sand trocknen, weil wir natuerlich kein Badezeugs dabei hatten… hihihi!
Wir fuhren der Ostkueste entlang bis in den Mount Williams Nationalpark, der ganz oben im Norden ist. Jeden Tag campieren wir an einem noch weisseren Sandstrand und einem noch tuerkisfarbenerem Meer. Magnificient!
Begegnungen mit anderen Reisenden waren immer sehr bereichernd. Immer fragten sie uns, ob wir alles haetten oder noch etwas brauchen wuerden. Sei es Wasser oder andere Dinge. Die Hilfsbereitschaft kennt keine Grenzen. Einer hielt sogar an und befestigte zwei Seile hinten an seinem Ute. Er bot uns an, dass er uns den Berg hochziehen wuerde, weil vorne ein ganz steiler Berg und dann ein noch steilerer Berg kommen wuerde. Wir lehnten dankend ab. Das war uns doch etwas zu gefaehrlich! Und die beiden Berge war auch nicht wirklich so steil…
Zurueck in Latrobe brachten wir unseren Schluessel vom Tasmanian Trail zurueck und zwei Tage spaeter waren wir schon wieder in Melbourne bei Barbara und John, wo wir wohnen duerfen.
Am 18. April haben wir unser einjaehriges Reisejubilaeum wuerdig gefeiert: Mit Crackers, Tzatziki und Sushi und das alles bei Kerzenlicht. Barbara hat sogar das Silberbesteck ihrer Mutter aufgedeckt und einen wunderbaren Apfelkuchen fuer uns gebacken. Mmmmmmh! Vielen Dank fuer alles, Barbara!
Fragen und Antworten
Was vermissen wir?
Sibil: Ein Umluft-Backofen.
Bruno: Ein Rivella.
Das hat mir gefallen:
Sibil: Tasmanien war wirklich ein Highlight. Vorallem hat mir das Central Plateau sehr gut gefallen.
Bruno: Mit dem Schluessel konnten wir Tore zu Strassen oeffnen und konnten fernab von jeglichem Verkehr durch wunderschoene Landschaften fahren.
Das ist mir aufgefallen:
Sibil: Als ich juenger war, wurde ich nie Seekrank! Und alles geht langsam kaputt. Der Reissverschluss am Zelt, gebrochene Zeltstange, kaputte Helme, durchgescheuerte Hosen, abgewetzte Schuhe…
Bruno: … und die Bratpfanne ist auch durch!
Unsere bisherige Reiseroute:
Ebertswil (CH) – Donaueschingen (D) – Ulm – Regensburg – Passau – Wien (A) – Bratislava (SK) – Trencin – Piestany – Komarom (H) – Esztergom – Budapest – Baja – Sombor (YU) – Novi Sad – Belgrad – Nis – Gevgelia – Thessaloniki (GR) – Rhodos – Faliraki – Limassol (CY) – Lefkosia – Girne – Tasucu (TR) – Adana – Elazig – Tatvan – Van – Tehran (IR) – Sydney (AU) – Katoomba – Newnes – Crookwell – Goulbourn – Braidwood – Bateman’s Bay – Eden – Genoa – Lakes Entrance – Bairnsdale – Sale – Port Albert – Tidal River – Foster – Leongatha – Cowes – Melbourne – Devonport – Miena – Hobart – Bruny Island – Freycinet NP – Bay of Fires – Mount William NP – Bridport – Devonport – Melbourne
Etwas für Zahleninteressierte:
Anzahl Tage unterwegs: 368
Kilometer: 7500
Geplante Weiterreise:
Great Ocean Road, Adelaide, Flinders Range, Perth oder doch nach Darwin?
Cheerio!
Sibil Kurtz und Bruno Holliger
Abstract in English
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The ferry cruise to Tasmania was our next big adventure. Although the sea was calm, Sibil got seasick… Luckily we bought seasick tabletts for Bruno, because we thought he is not used to travel by boat.
In Devonport we met Christian, a German guy, who spent time on Tasmania and gave us loads of great hints and tips.
In a bookshop Sibil discovered a book about the “Tasmanian Trail”. The Tasmanian Trail offers a unique opportunity to experience some of Tasmania’s most beautiful landscapes that are beyond the popular tourist routes. It crosses private land as well as passing through farmland and a veriety of Tasmanian forest types.
At some stage we had to ford a river because there was no bridge available. Fortunately, the water wasn’t deep and after a while it was reasonable warm.
We went to the Central Plateau, which is situated in the centre of Tasmania. We expected cold weather but never as cold as it got on the Central Plateau. During the night the temperature sunk to 2 degree celsius! Which is, as you can imagine, rather cold in a tent…
Despite cold weather and rather wet and humid conditions it was one of the most beautiful landscapes and we enjoyed it very much.
In Ellendale we run into Jude Kuring. She invited us to her farm to have a glimpse at her new foldable pushbike. At this time, we had no idea who she actually was. She just told us, that she was an actress. Later we found out, that she is pretty well known as her role as Noeline Burke in the television series “Prisoner”!
At Mt. Field National Park we went on a walk during nighttime to see the Glow Worm-City at the Russell Falls. That was an amazing experience but unfortunately it was not possible to take a picture.
We went to Bruny Island where we booked a boat trip along the coast. And guess what? Sibil got seasick again! Poor girl! Despite this she enjoyed it anyway. We saw dolphins, fur seals and a variety of birds. Blowholes, caves and high cliffs. It was amazing and very impressive!
At Freycinet National Park we walked to world famous Wineglass Bay. The water was cristal clear and cold as ice, but Sibil couldn’t resist and jumped into the water without her swimming costume. Hehe! While Sibil was swimming in the bay, Bruno was sitting at the beach, which was white as snow.
We followed the east coast and visited Mt. William National Park as well. Luckily we got water from a camper and could extend our stay for another night. At the campground the possums were a real nuisance. They wanted to eat our garbage which we hanged on a tree!
Now we are back in Melbourne and stay again with Barbara at her house. A few days ago we celebrated our one year “away from home” with Sushi, Crackers, Tzatziki and home made Apple Pie. Barbara laid the table with her mother’s silver cuttlery, which was a big difference to what we are used at the campground. We enjoyed it very much. Thank you very much Barbara! Your Apple Pie is fantastic!
Cheerio!
Sibil Kurtz und Bruno Holliger